Fahrzeugbasteleien — Renault Trafic

Ein Montagsauto mit allerlei Defekten hat sich da der neue Besitzer preiswert an Land gezogen: Nein, viel zu teuer!

Kupplungspedal

Hydraulikkolben-Pleuel springt vom Kupplungspedalhebel. Haltenasen aus Plast abgebrochen. Starke Verdrängungskräfte durch schräg sitzendes Kupplungspedal. Ersatz des Pleuels in der Werkstatt (sehr teuer!) führt nach wenigen Kuppelvorgängen zum gleichen Fehlerbild: Kupplungspedal wirkungslos, hat per Zusatzfeder zwei stabile Stellungen: komplett rein und komplett raus. Anfahren nur mit Anlasser möglich (= elektrischer Fahrantrieb), Gänge lassen sich nur bei behutsam auf Synchronität gehaltenem Gaspedal wechseln.

Erklärung

Das ist weder ein Kupplungs- noch ein Getriebeschaden. Auch die Kupplungs-Hydraulik ist in Ordnung. (Diese sieht so ähnlich aus wie eine Hydraulikbremse am Fahrrad, nur etwas größer. Der Konstrukteur hatte wohl Angst um einen klassischen Bowdenzug.)

Um an das corpus delicti heranzukommen, muss man vom Armaturenbrett:

Alles snap-in und (bisweilen) break-out. Mehr Baufreiheit lässt sich nicht machen. Moderne französische Technik.

Wenn man genau hinguckt, ist das Kupplungspedal etwas schräg. Wodurch auch immer. Steckt man von Hand den Pleuel auf den Achsstummel, wird er bei der nächsten Betätigung des Pedals wieder verdrängt.

Illustrationen

Das Pedal habe ich mit Gewalt am darüberliegenden Halteblech mit einem kräftigen Schraubendreher etwas gerade gerichtet.
Auf dem Pleuel sitzen vier Haltenasen, die in eine Rille des Achsstummels eingreifen.
Normalerweise würde ich nun die angebrochenen Rastnasen gänzlich entfernen und einen Wellensicherungsring einsetzen.
Aber die Nut ist bogenförmig, nicht scharf gestochen. Dafür bräuchte man eher einen Sicherungsring aus Federstahldraht. War wohl von Renault ursprünglich so gedacht, bis ein Neuerer den Vorschlag des Verderbens aus Plast gemacht hat.
Ich habe aber weder das eine noch das andere greifbar.

Reparatur

Zur Not tut es etwas nicht ganz fest angewickelter Draht rund um Pleuel und Pedal, der dafür sorgt, dass sich der Pleuel nicht allzu weit vom gewünschten Sitz entfernt. Damit kommt man schon ein paar Wochen weiter.

Diese Halteklammer über den Achsstummel setzen (etwas auf- und zubiegen) und mit einer M3-Schraube sichern ist dann die Langzeitlösung.

3D-Konstruktion der Klammer

Endlösung

Schließlich wurde in der Werkstatt alles rund um die Kupplungshydraulik ausgetauscht.

Sitze hinten ein- und ausbauen

Wie baut man die einmal ausgebauten Sitze wieder ein? Dazu braucht man offensichtlich ein Original-Renault-Ersatzteil, oder den unten angegebenen Zuschnitt aus einen Reststück Laminatfußboden.

Möglicher, maßstabsgetreuer, nicht originaler Sitzausbauer als Vektorgrafik (CAD-Zeichnung)

Batterie viel zu schnell leer

Symptom: Batterie nach einiger Zeit leer. Im Winter nur 1 Woche. Kofferraumlampe?

Lösung: Ein (nachträglich von irgendeinem unfähigen Bastler eingebautes) permanent angezogenes Relais mit 220 mA Spulenstrom unter der Motorhaube erwies sich als eigentliches Problem. Wurde ausgebaut und dessen Kontakte gebrückt. Versorgt die Fahrgast-Steckdose und die Leselampe über dem Tisch, nunmehr permanent. Der verbleibende gemessene Ruhestrom von immerhin noch 50 mA kommt vom Empfänger der Zentralverriegelung — nicht vom Radio — und ist unverzichtbar.

Bilder

Trotzdem wurde erwogen, einen Schalter für die Innenraumbeleuchtung einzubauen. Netterweise mit einer Anzeige, ob tatsächlich Strom gezapft wird. Als Kriterium dafür dient der Spannungsabfall einer vom Strom durchflossenen Schottky-Diode. Beide Spannungspotenziale (vor und hinter der als logarithmischer Shunt wirkenden Diode) werden mit 4 gleichen Widerständen auf erlaubte Werte für den Komparator (hier B761 = TAA761, besser B865) heruntergeteilt. Eine alternative Lösung mit einem alten pnp-Germaniumtransistor habe ich nicht ausprobiert.

Die Anschlüsse der 4 Schraubklemmen sind hinten beschriftet. Rechts im Bild ist die 30-A-Schottky-Doppeldiode aus einem PC-Netzteil. Diese wird isoliert am Fahrzeugchasses befestigt, zur Wärmeableitung. An diese Schraube kann auch der Masseanschluss gesetzt werden, den diese Schaltung zur Eigenstromversorgung braucht: 1,5 mA + 12 mA falls die LED leuchtet.

Der formschöne Wippenschalter, der mit einem einfach machbaren kreisrunden Loch im Armaturenbrett eingebaut wird, wurde dahingehend frisiert, dass Glimmlampe + Vorwiderstand durch eine kleine LED ähnlich VQA15 ersetzt wurde.

Mit dem Einstellpotenziometer (Trimmer) wird die Widerstandsbrücke leicht verstimmt und damit die Ansprechschwelle eingestellt.

Fehlendes Standlicht

Symptom: Kein Standlicht, weder vorn noch hinten. Keine Instrumentenbeleuchtung, keine Kennzeichenbeleuchtung. Sicherungen allesamt okay, auch die unter der Motorhaube, unter dem Kühlmittelausgleichsbehälter. Alle anderen Lampen funktionieren (Fernlicht, Abblendlicht, Nebelscheinwerfer, Nebelschluss, Bremse, Blinker, Rückfahrscheinwerfer, Innenbeleuchtung). Kein Schaltplan oder Verdrahtungsplan vorhanden.

Untersuchung: Zunächst wurde der Fehler im Lenksäulenblinkschalter gesucht. Da ist kein Fehler; die Aufzeichnung der Steckerbelegung ist im folgenden Foto.

Anschlüsse am Blinkhebel

Auf der dicken hellblauen Ader ganz außen konnte die vom Standlichtschalter schaltbare 12V nachgewiesen werden. Dann verschwindet die Ader in einem Dickicht aus Kabelbäumen. Beim Weiterschnüffeln wurde offenbar die Wegfahrsperre totgelegt: So kommt das Fahrzeug weder zum TÜV noch durch den TÜV.

Schließlich wurde rechts vom Lenkrad unten eine Relaisbank mit 7 Steckplätzen und 5 gesteckten Relais (oder was auch immer der Inhalt der quaderförmigen Steckelemente ist) vorgefunden, bei dem die vom Standlichtschalter geschaltete 12V an einem Steckplatz ohne Relais ankommt. Rätselhaft; eine Brücke gesteckt geht das Standlicht wieder. Etwas was beim Öffnen der Tür (laut Anleitung) piepst wurde nicht gefunden.

Siehe auch:

Motor startet nicht

Symptom: Kontrolllampe „Fehler in der Motorsteuerung“ verlischt nicht, Anlasser dreht, Motor springt nicht an. Zunächst gelegentliches Versagen sogar während der Fahrt aber öfters nach kurzen Pausen (Tankstelle), nicht nach längeren Pausen (über Nacht). Es half eine Viertelstunde abzuwarten oder das Auto durchzuschütteln. Schließlich permanent. Im Volksmund ein fahrbares Verkehrshindernis. Keine Info von der OBD-Schnittstelle.

Erklärung: Keine Freigabe von der elektronischen Wegfahrsperre. Kontaktproblem in Kommunikation (CAN-Bus) irgendwo zwischen Kombiinstrument (wo der Transponder im Schlüsselgriff ausgelesen wird) und Motorsteuereinheit (die die Einspritzdüsen steuert). Häufiger Fehler bei dieser Fahrzeuggeneration!

Anmerkung: Mit einer deaktivierten oder anderweitig totgelegten Wegfahrsperre kommt man nicht durch den TÜV. Der Transponderring wird häufig als Defektursache angegeben, aber dieses Bauteil, das sich am Lenkradschloss befindet, ist nichts weiter als eine Spule und bestenfalls ein kleiner Signalverstärker aber ansonsten völlig unintelligent und kaum Fehlerursache. Außer jemand hat am Schloss herumgehebelt, aber dann sind die Beschädigungen auch deutlich sichtbar. Ein anfänglicher Verdacht auf Luft in der Dieselleitung konnte nie zur Erklärung hinhalten.

Ursache: Kontaktproblem bei einem Stecker im Sicherungskasten unter der Motorhaube, unter dem Kühlmittelausgleichsbehälter.

Stecker-im-Stecker und Rahmen, verölt und dreckig, im Foto bereits geputzt

Problembeseitigung: Wissen dass es dieser Wackelstecker ist. Denn dann kann man im Problemfall diesen ab- und wiederanstecken, wenn das Fahrzeug wieder bockt. Steckverbindung schön sauber machen. Das Entfetten (typischerweise mit Azeton) würde ich erst mal nicht empfehlen, da das andere Probleme nach sich ziehen kann. Auch Kontaktreiniger-Sprays helfen bei dieser Art Verschmutzung eher kaum.
Wie man diesen (an sich überflüssigen) Stecker künftig vor Verschmutzung schützt erscheint unklar. Es sieht mir so aus, als ob das Fahrzeug vom Vorbesitzer durch staubige Luft gefahren wurde und der Staub sich irgendwie mit Dieselöl vermischt hat. Es kann auch sein, dass der Sicherungskasten von Insekten bewohnt wurde.

Hinweis: Der CAN-Bus, das sind stets 2 vergleichsweise dünne Litzendrähte. Im Bild im Vordergrund, weiß und lila.